Lupe, Leuchte, Lampe? Mit welchem technischen Hilfsmittel lassen sich UV-Merkmale besser prüfen?

Ein Interview mit Dokumentenexperte Jens Mayer

Um Dokumentenfälschern das Leben zu erschweren, versehen Regierungen auf der ganzen Welt ihre Personaldokumente (z.B. ID-Karten, Führerscheine, Pässe) und Banknoten mit farblich komplexen UV-Merkmalen und fluoreszierenden Mikroschriften. Dieser Einsatz zeigt, dass diese speziellen Sicherheitsmerkmale kombiniert mit (Sicherheits-) Drucktechniken als Schutz gut funktionieren. Sie sind jedoch -wie alle anderen einzelnen Sicherheitsmerkmale- nicht zu 100 Prozent fälschungssicher und können Dokumente nicht grundsätzlich vor Manipulationen absichern. Zur Identifikation gefälschter UV-Aufdrucke werden von Polizei und Behörden Prüflampen oder UV-Lupen eingesetzt. Wie diese Hilfsmittel funktionieren, welche davon problematisch sein können und warum gute Schulungen im Bereich der Dokumentenprüfung unumgänglich sind, erklärt Jens Mayer, Polizeikommissar a.D., Sachverständiger für Urkunden und Dokumentenexperte bei DESKO, im Interview.

Herr Mayer, wenn Ausweisdokumente geprüft werden müssen, kommen ganz unterschiedliche Hilfsmittel zum Einsatz. Besonders beim Check der UV-Merkmale gehen die Meinungen auseinander. Leuchte oder Lupe - was ist in Sachen UV-Prüfung Ihrer Ansicht nach die bessere Lösung?

Das hängt wie so oft vom Einsatzzweck ab. Will man zum Beispiel im prallen Sonnenlicht UV-Merkmale mit einer speziellen UV-Leuchte prüfen, dann benötigt diese eine sehr hohe Leistung. Diese UV-Lampen bergen eine nicht unerhebliche Gefahr für die Gesundheit, weil das UV-Licht ungefiltert auf das Auge trifft und Schäden verursachen kann. In diesem Fall eignet sich eine UV-Lupe besser, weil der Blickbereich der Lupe durch das Lupengehäuse automatisch abgedunkelt und die gefährlichen UV-Strahlen gefiltert werden. Eine UV-Lupe ist somit wesentlich ungefährlicher. Der weitere Vorteil einer Lupe ist die Vergrößerungsleistung, damit können Sicherheitsdrucktechniken „in einem Rutsch“ mit den UV-Merkmalen miterkannt werden.

UV-Aufdrucke sind nicht fälschungssicher. Was wissen wir über das Vorgehen der Fälscher?

Die Ausstattung der Dokumente mit UV-Merkmalen war lange Zeit eine wirksame Methode, um Fälschungen zu verhindern. Wir wissen aber auch, dass UV-Merkmale Dokumente nicht grundsätzlich fälschungssicher machen. Fälscher können heutzutage Dokumente hervorragend reproduzieren und UV-Merkmale nachahmen. Durch den Zugriff auf industrielle Druckmaschinen und im Bastelladen erhältliche spezielle Druckfarben kommen die Fälschungen der Profis oftmals recht nahe an das Original heran.

Für billige Dokumentenfälschungen reichen UV-Farbbänder für Thermosublimationsdrucker, wie sie in manchen Büros zu finden sind.

Was ist die Gefahr beim Einsatz von UV-Dokumentenprüfleuchten und -lampen im Vergleich zur Lupe?

Der Dauereinsatz von offenen UV-Leuchten oder -lampen birgt die Gefahr, dass UV-Strahlung ungefiltert auf das Auge oder die Haut trifft und bleibende Schäden verursacht. UV-Strahlung ist auf Grund seiner Frequenz hautkrebserregend, kann das Erbgut (DNA) schädigen und das Augenlicht zerstören. Teilweise zeigen sich die Folgen der Strahlung erst Jahre später. Vergleichbar ist dies mit einem, über das Normalmaß hinaus, praktizierten langjährigen Sonnenbaden.

Bei der UV-Lupe hingegen ist ein Kunststoffgehäuse um die UV-LED gebaut. Das Gehäuse wird auf das Dokument gesetzt und dann das UV-Licht eingeschaltet. Das reflektierende Licht (auch Bestandteile von UV-Lichtwellenlängen) wird an der Kunststoff-/Glaslinse gefiltert. Genauso verhält es sich beispielsweise im Auto: Hinter der Glasscheibe bekommt man keinen Sonnenbrand, da durch die Scheibe das UV-Licht gefiltert wird. Man spürt zwar die Wärme, verbrennt sich aber nicht.

UV-Sicherheitsmerkmale sind weltweit Bestandteil von Banknoten und Ausweisdokumenten. Wie sieht Ihre Empfehlung für eine verlässliche Prüfung aus?

Eine pauschale Empfehlung gibt es nicht. Wichtig ist, dass die Menschen, die in ihrer Arbeit Identitäten prüfen, ein „Grundverständnis“ dafür bekommen, wie ein Dokument aufgebaut ist und welche Sicherheitsmerkmale darauf zu finden sind.

Bei der Identitätsfeststellung muss man das Dokument in die Hand nehmen und das Gesichtsbild auf dem Dokument mit der Person, welche vor einem steht, vergleichen.

Wenn Sie dann noch den Grundsatz: „kippen, sehen, fühlen“ beachten, können Sie damit viele Sicherheitsmerkmale prüfen. Auch sollte man Kenntnisse über den Aufbau und die spezielle Typographie der maschinenlesbaren Zone (MLZ) besitzen. Bestehen nach diesen ersten Schritten „Auffälligkeiten“, sollten die UV-Merkmale und Drucktechniken mit der UV-Lupe geprüft und verifiziert werden.

Bei der Bundespolizei ist dieser Bereich ein großer Teil des Ausbildungscurriculums. Bei den Länderpolizeien und bei der Zollverwaltung hingegen gibt es zum Thema Dokumentenprüfungen noch erheblichen Nachholbedarf. Effiziente Schulungen und regelmäßige Fortbildungen durch qualifizierte „Multiplikatoren“, d.h. Dokumentenberater, sind daher unumgänglich.

Vielen Dank, Jens Mayer, für Ihre Zeit und die nützlichen Informationen.

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